Theodor Fontane
aus: Der Stechlin (1899)

»Eine gesegnete Gegend, Ihre Grafschaft hier«, begann er.

»Aber freilich heuer auch eine gesegnete Jahreszeit. Gestern abend bei Dubslav von Stechlin Krammetsvögelbrüste, heute bei Adelheid von Stechlin Rebhuhnflügel.«

»Und was ziehen Sie vor?« fragte die Schmargendorf.

»Im allgemeinen, mein gnädigstes Fräulein, ist die Frage wohl zugunsten ersterer entschieden. Aber hier und speziell für mich ist doch wohl der Ausnahmefall gegeben.«

»Warum ein Ausnahmefall?«

»Sie haben recht, eine solche Frage zu stellen. Und ich antworte, so gut ich kann. Nun denn, in Brust und Flügel ...«

»Hihi.«

»In Erust und Flügel schlummert, wie mir scheinen will, ein grossartiger Gegensatz von hüben und drüben; es gibt nichts Diesseitigeres als Brust, und es gibt nichts Jenseitigeres als Flügel. Der Flügel trägt uns, erhebt uns. Und deshalb, trotz aller nach der andern Seite hin liegenden Verlockung, möchte ich alles, was Flügel heisst, doch höher stellen.«

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Der Stechlin
in: Th. Fontane, Gesammelte Werke in fünf Bänden, Fünfter Band, S. Fischer Verlag, Berlin (1920), S. 109 oder Carl Hanser Verlag, München 1966, S. 92